Unsere Gesellschaft verändert sich: Immer mehr Menschen leben isoliert voneinander, Nachbarn bleiben Fremde, ältere Menschen vereinsamen oder verbringen ihre letzten Jahre in Pflegeheimen. Ressourcen verschwenden wir in einem Ausmaß, das weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll ist. Jeder Haushalt besitzt seine Maschinen, seine Geräte, genutzt werden sie kaum.

Doch es geht auch anders – davon waren wir überzeugt, als wir uns im Herbst 2014 erstmals trafen. Wir wollten ein gemeinschaftliches Wohn- und Lebensprojekt schaffen, das diesen Entwicklungen etwas Positives entgegensetzt: einen Ort des Miteinanders, der gegenseitigen Unterstützung und des bewussten Umgangs mit Ressourcen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt kamen wir auf das Hammerschloss Traidendorf bei Kallmünz, etwa 25 km nördlich von Regensburg. Schon bei der ersten Besichtigung war erkennbar: Dieses historische Gebäude bietet ideale Voraussetzungen für unser Vorhaben. Nach intensiven Gesprächen entschieden wir uns für die Gründung einer Genossenschaft als Rechtsform. Am 2. September 2016 entstand so die Lebensraum eG mit 8 Mitgliedern.

Ein ausgefeilter Finanzplan, reichlich private Einlagen, ein zinsgünstiges Darlehen und eine große Portion Mut erlaubten uns im Jahr 2017 den Kauf des Objekts.

Heute leben hier dreizehn Frauen und Männer zwischen 60 und 83 Jahren in zwölf individuellen, abgeschlossenen Wohnungen – Menschen unterschiedlicher Herkunft, Berufe und Interessen, verbunden durch den Wunsch nach Gemeinschaft bei gleichzeitiger Wahrung ihrer individuellen Lebensgewohnheiten. Das wichtige Ziel, ein Generationen übergreifendes Zusammenleben, ist noch nicht erreicht, wird aber weiterhin verfolgt.

Die Lebensraum eG ist eine sogenannte Kleinstgenossenschaft mit aktuell achtzehn Mitgliedern; neben den dreizehn Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützen fünf investierende Mitglieder das Projekt finanziell.

Unser Zusammenleben basiert auf einem gemeinsam entwickelten Leitbild sowie einer Satzung, die Rechte und Pflichten regelt. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind zugleich Mitglieder der Genossenschaft und somit Miteigentümer des Schlosses. Einmal im Jahr findet eine Generalversammlung statt. Hier werden wichtige Entscheidungen gefällt, alle zwei Jahre der Vorstand und alle drei Jahre ein Bevollmächtigter gewählt. Im zweiwöchigen Rhythmus trifft man sich zudem zu thematischen Besprechungen, es gibt einen Schlosschor,  regelmäßige Spieleabende, und Einzelne treffen sich zu gemeinsamen Aktivitäten, wie Lesen, zur Gartenarbeit zum Kochen und gemeinsamen Essen. Geburtstage und Jahresfeste feiern wir gerne zusammen und offen für Freunde oder Familie.

So weit möglich teilen wir bewusst Ressourcen: Wir nutzen gemeinschaftlich Werkzeuge und Maschinen sowie auch gelegentlich Fahrzeuge, organisieren gemeinsame Einkäufe oder bilden Fahrgemeinschaften.

Wir verstehen unser Projekt als lebendigen Prozess, insofern ist überall noch Luft nach oben. Unsere Gemeinschaft lebt von gegenseitiger Hilfe in unterschiedlichen Lebenssituationen sowie vom Austausch unserer vielfältigen Fähigkeiten und Erfahrungen. Dabei fühlen wir uns einer nachhaltigen Lebensweise verpflichtet – sparsam im Umgang mit Ressourcen und verantwortungsvoll gegenüber Umwelt und Mitmenschen. Bei allen Aufgaben, die diese Lebensform mit sich bringt, bleibt die Freiwilligkeit oberster Grundsatz.